Gottesdienst
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Predigt für den Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 31.01.2021
von Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg
Predigttext: 2. Petrus 1,16-19
Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.
Wir erzählen euch hier keine kunstvoll gestalteten Geschichten! So ungefähr meint es der Verfasser des 2. Petrusbriefes, der in der Autorität des Apostels schreibt. Wir erzählen euch, was wir erfahren haben, denn wir waren dabei. Was die Apostel gesehen und gehört haben, darauf spielt er an. Die Verklärung Jesu. Ein wundersamer Bericht, der in den Evangelien überliefert, dass Jesus auf einem Berg lichterfüllt von Gott bestätigt wird: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Ein Satz, den wir auch aus der Taufgeschichte Jesu kennen. Auch dort wird berichtet, dass sich nach der Taufe Jesu der Himmel öffnet und eine göttliche Stimme ebendieses bestätigt, dass dieser Mann aus Nazareth aufs engste mit Gott verbunden ist, wie Vater und Sohn. Ja, in ihm ist Gott spürbar und was der Sohn sagt und macht, ist göttliches Reden und Handeln gleichermaßen. In der Geschichte von der Verklärung kommen Licht, Glanz und Herrlichkeit dazu. Aber entscheidend ist die göttliche Botschaft: Dies ist mein Sohn. Die genetische Verbundenheit von Vater und Sohn im biologischen Sinne ist hier spirituell betrachtet ein Bild für die Einheit von Jesus und Gott. Jesus redet und handelt in göttlicher Autorität.
Für die ersten Christinnen und Christen ist das ein fundamentaler Bestandteil des Glaubens: Jesus erscheint als Gottessohn, Menschen ist er so erschienen – so haben es die Apostel erlebt. Wenn die Späteren davon hören und sich inspirieren lassen, meint Inspiration wörtlich einatmen und sich davon beseelen lassen. Eine geschilderte Erfahrung wird zur geteilten und geglaubten Erfahrung. Sie begründet Vertrauen. Das Vertrauen, dass in Jesus Gott begegnet, ist keine ausgeklügelte Geschichte, Fabel oder Märchen, sondern eine existentielle Erfahrung, dass dieses Vertrauen das Leben hell und freundlich macht. Im Glauben hören wir auf Christi Worte, lassen uns im Glauben hineinnehmen in das große Geheimnis von Tod und Auferstehung. Im Glauben haben wir die wunderbare Aussicht, dass am Ende nicht alles aus sein wird, sondern er uns entgegenkommt und einen neuen Anfang schenkt.
Dieses Vertrauen vermittelt Zuversicht, ist wie ein Licht an einem dunklen Ort, von dem im Text die Rede ist. Dunkle Orte gibt es viele. Sie sind ein Bild für die Erfahrungen und Ereignisse, die unser Leben schwer machen. Das alltägliche Leben ist überschattet von Beschränkungen, die uns pandemiebedingt aufgegeben sind. Und vergessen wir nicht, dass die Pandemie Leid und Trauer verursacht – für viele Menschen. Vielen erscheint die Gegenwart eher dunkel als hell.
Umso wichtiger ist es, Zuversicht und Hoffnung zu bewahren. Die Dunkelheit werden wir nicht von heute auf morgen überwinden, aber uns das Licht unserer Zuversicht bewahren, das können wir. Und eins der schönsten biblischen Wortbilder wird im letzten Satz des Predigttextes entworfen: Es wird der Tag anbrechen, an dem der Morgenstern in unseren Herzen aufgeht. Jener Stern, der am frühen Morgen das Ende der Nacht ankündigt, ist ein Bild für Jesus Christus, für sein Kommen und das Ende der noch leidvollen Erfahrungen.
Diese Glaubenshoffnung macht mich geduldiger, bestärkt mich, auszuhalten, was noch bedrückt. Und es rückt mir die Brille zurecht, dass ich nicht die anderen Lichter übersehe. Die Erlebnisse und Erfahrungen gibt es doch auch, wo es selbst in der Krise gelingt, zusammen zu stehen und füreinander da zu sein. Es gelingt doch, Nähe zu verschenken, auch wenn wir Abstand halten - es gibt viele einfache Bespiele:
Das Angebot der Nachbarschaftshilfe, der Anruf einfach nur so, damit jemand nicht einsam ist, die kreativen Ideen so vieler Lehrerinnen und Lehrer, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um Unterricht am Bildschirm spannend zu machen, die Bereitschaft, nicht nur von sich selbst zu reden, sondern mal zuzuhören, wie es anderen geht…
Ich glaube, dass sich in den vielen Lichtblicken auch ein Hauch des Glanzes verbirgt, der uns im Glauben an Christus erinnert. Denn der leuchtende strahlende Christus begegnet uns ja insgeheim in den Menschen, mit denen wir es im Alltag zu tun haben, in unseren Nächsten. Maßgeblich dafür ist das Christuswort: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder - und ich ergänze Schwestern - getan habt, das habt ihr mir getan“(Mt 25,40). Nicht fern und unnahbar ist dieser Gottessohn, sondern mit seiner Kraft gegenwärtig. Er erinnert uns, was im Miteinander zu tun ist, damit andere nicht im Dunkeln und auf der Schattenseite des Lebens bleiben müssen. Oder anders gewendet: Wo wir füreinander sorgen, dass es hell und freundlich wird im Leben, ist Christus gegenwärtig.
Mit diesem Sonntag gehen wir in die letzte Woche der Epiphaniaszeit – Epiphanie meint Erscheinung, die Erscheinung Jesu Christi, der sich den Menschen als Gottessohn zeigt. Der Verfasser des 2. Petrusbriefes versteht sich als Augen- und Ohrenzeuge des Geschehens: „Wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.“
Wir stehen auf keinem heiligen Berg. Wir waren nicht dabei, aber lassen uns anrühren und inspirieren. Wir sind weder Ohren- noch Augenzeugen, aber im Glauben Herzenszeugen. Ich wünsche uns für die neue Woche, dass wir Zeugen werden der Menschenfreundlichkeit Gottes, die uns miteinander verbindet. Er schenkt Kraft für schwere Aufgaben und Zuversicht, weil auch in der Dunkelheit sein Licht leuchtet. Amen.
Gütiger Gott,
hilf uns, deine Nähe zu erkennen und dich zu suchen - auch im Angesicht unserer Nächsten. Darum öffne unsere Augen und Herzen für dich, für das Leuchtende in uns und um uns.
Wir bitten dich: Gib uns Kraft, an unserem Ort und zu unserer Zeit das zu tun, was gerecht ist und was dem Frieden dient.
Überwinde Hass und Fremdenfeindlichkeit.
Hilf uns, dass wir Zeichen deiner Menschenfreundlichkeit setzen.
Schenke uns Geduld füreinander: den Eltern, den Kindern, den Familien, den Ehepaaren und Lebensgemeinschaften.
Steh denen bei, die in der Politik in dieser Krisenzeit zu entscheiden haben.
Hilf, dass sie weise Entscheidungen treffen.
Tröste, die um einen Menschen trauern,
versöhne die, die sich zerstritten haben,
inspiriere die Verzagten mit deinem Wort
und stärke uns im Glauben.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
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