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Sonntagsgruß

Sonntagsgruß für den 4. Oktober - hier anklicken...

von Vikarin Stephanie Müller

Sonntagsgruß an Erntedank
zu Markus 8,1-9 DIE SPEISUNG DER VIERTAUSEND

„Woher sollen wir bloß nehmen?“,
fragen die Jünger Jesus.
„Wie soll das bloß gehen?“, „Wer soll das alles machen?“,
„Wie komme ich nicht zu kurz?“
Fragen, die Menschen sich stellen.

„Woher sollen wir bloß nehmen?“, fragen die Jünger, die selbst noch Brot und Fische haben. Wir hören hier von einer tief verwurzelten Angst des Menschen, zu kurz zu kommen. Wir wissen alle, dass es Brot nicht unbegrenzt gibt. An manchen Ort ist es mehr als knapp. Natürlich kann da die Angst wachsen, dass das wenige Brot nicht reicht, um alle satt zu machen.
Diese Angst ist menschlich. Wir alle haben sie im Frühjahr am eigenen Leib gespürt, als die Supermarktregale leer waren: Toilettenpapier und Nudeln waren vergriffen.
Die Angst zu kurz zu kommen, ist menschlich. Aber von dieser Angst ist es nicht weit zu einer lebensfeindlichen Haltung, die meint, nur dann sei ausreichend für mich da, wenn ich anderen etwas von ihrem Brot wegnehme — von ihren Nudeln, von ihrem Toilettenpapier.

Die Erzählung von der Speisung der 4000 ist eine Gegengeschichte zu der menschlichen Angst, zu kurz zu kommen. Wir erleben Jesus hier als einen in sich ruhenden und auf Gott vertrauenden Menschen. Jesus zeigt hier sein Mitgefühl, seine Sorge, um die Menschen, die sich um ihn versammelt haben. Er spürt ihr Leid, noch bevor sie selbst in ihrer Begeisterung über ihn es spüren.

„Woher sollen wir bloß nehmen? Was können wir den Menschen hier in der Einöde geben?“
„Das, was ihr habt!“, ist im Prinzip Jesu Antwort.

„Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.
Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen.“

Liebe Gemeinde, was Jesus hier austeilt, ist nicht nur Brot und Fisch — es ist sein Segen. Jesus teilt Gottes Segen unter allen Menschen auf. Das Wunder in dieser Erzählung besteht für mich darin, dass die Menschen bereit sind, auf diesen Segen zu vertrauen. Bereit sind, ihre tiefsitzende Angst zu überwinden und das Teilen zu wagen.
Der geteilte Segen verdoppelt sich, verdreifacht sich oder wie in dieser Erzählung, verviertausendfacht sich. Wie das funktioniert? Keine Ahnung. Wir können nur darüber staunen. Und es selbst erleben. Was wir mit dem Verstand kaum erklären können, geht mit dem Herzen schon. Ich teile etwas von Herzen – und dieses Etwas wird nicht weniger. Es verdoppelt sich. Eltern erleben das, wenn ein zweites Kind geboren wird. Die aufgeteilte Liebe wird nicht weniger, sondern mehr. Wenn geteilt wird, hüpfen zwei Herzen: Das Herz der Gebenden und das Herz des Empfangenden. Manchmal sogar dann, wenn eher missmutig oder ängstlich geteilt wird. Die Empfangende freut sich – und dann freut sich auf einmal auch der Gebende, der eben noch Angst vor dem eigenen Verlust hatte. Das kann man mit den Mitteln unserer Vernunft nicht erklären, man kann es aber fühlen mit weitem Herzen.

Diese Speisungsgeschichte wird so (oder so ähnlich) gleich sechsmal in den Evangelien erzählt. Das zeigt, wie wichtig das ist, was hier zwischen den Zeilen wirklich erzählt wird: Segen, den man teilt, wird nicht weniger. Im Gegenteil. Er wird mehr. Als alle längst satt waren, bleiben noch 7 Körbe voll mit Essen übrig. So können auch Menschen daran teilhaben, die nicht dabei waren. Sie können kommen und die Körbe leeren — Gottes Segen verteilt auf alle.

Was Jesus hier schafft, ist die Bereitschaft der Menschen zu vertrauen. Er rüttelt die Menschen, die seine Reden hören, nicht nur auf, sondern befriedet sie. Er nimmt ihnen die Angst. Nichts hilft Menschen so sehr, als wenn man ihnen die Angst nimmt vor dem Leben, vor dem Sterben, vor sich selbst.

Gott macht aus wenig genug. Das ist mir ein Trost, wenn in mir die Unsicherheit hochkommt: Wie soll ich etwas ausrichten? Mit der wenigen Kraft? Mit dem bisschen Geld? Mit dem bisschen Begabung? Mit der wenigen Zeit? Mit der geringen Qualifikation? Mit dem bisschen Motivation?…
In Gottes Hand kann sich das Bisschen, was wir mitbringen, so verwandeln, dass daraus mehr, etwas Neues, entsteht.

„Woher sollen wir bloß nehmen?“

Aus dem Vertrauen auf den Segen! Es braucht Menschen, die auf Gott vertrauen. Die nicht zu lange überlegen, bis die Furcht immer größer wird, sondern tun, teilen, auch mal verzichten. Und dann spüren: Ich verliere nichts, wenn ich teile. Ich gewinne etwas: Freude und Befriedung — beim anderen und bei mir. Diese Freude, dieser Frieden, vielleicht die leuchtenden Augen des Anderen, sind Lichter Gottes in unserer Welt.

Es ist sein Segen, den wir teilen. Und geteilter Segen vermehrt sich.

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