Sonntagsgruß
Sonntagsgruß für den 7. Juni - hier anklicken...
Von Vikarin Stephanie Müller:
4. Buch Mose 6
22 Und der HERR redete mit Mose und sprach:
23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich:
So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
24 Der HERR segne dich und behüte dich;
25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
Segen, liebe Gemeinde… Diese Worte aus dem Alten Testament hören Sie am Ende nahezu eines jeden Gottesdienstes. Aber was ist eigentlich Segen?
Alltagszauber - Angstvertreiber - Lebensmittel - Glückwunsch - Freikarte - Auftrag - Jawort - Einer meint es gut mit dir.
Wunderbare Worte, um sich dem Segen anzunähern… Aber für mich geht es im Segen nicht nur um bestimmte Worte, sondern vor allem um die wirkliche Nähe Gottes. Segen ist vielmehr ein Gefühl: Wärme, die mich durchströmt; ein Rauschen, das mich bewegt; ein Friede, der mich beruhigt. Segen - das ist Gottes gutmütiger Blick auf mich.
„Dein Ort ist, wo Augen dich ansehen.
Wo sich die Augen treffen, entstehst du…
Du fielest, aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.“ (Hilde Domin)
24 Der HERR segne dich und behüte dich;
25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Die Lehrerin Inger Hermann berichtet aus ihrem Schulalltag:
„Vater unser, der du bist im Himmel…“
„Wo ist der Himmel?“
„Überall. Gott ist überall.“
„Ist er dann auch im Drei-Farben-Haus?“
„Drei-Farben-Haus? Was ist denn das?“
„Naja, wo die Huren… Sie wissen schon. Wo die Männer immer reingehen. Ich will nur wissen, ist Gott auch da drin?“
Und ich antworte: „Ja.“
Ich kann von Gott nur sprechen, kann nur Religionsunterricht halten, wenn ich ihm zumute, überall zu sein. Der Gott, der in Klöstern und Kirchen beheimatet ist, an den ich mich in Gebet und Meditation wende, den ich unter dem Sternenhimmel erfahren kann, diesem Gott sind meine Schüler nie begegnet. Verschiedene Wege mag es geben, religiöse Erfahrungen zu vermitteln. Mit diesen Kindern - Großstadtkindern, entwurzelt, geschunden, gedemütigt - bleibt für mich nur der eine: mit ihnen in die Tiefe auch ihrer dunkelsten Alltagserfahrungen hineinzugehen und zu vertrauen: „Der Name dieser unauslotbaren Tiefe ist Gott.“ (Tillich)
Inger Herman spricht mit ihren Schülern am Ende jeder Religionsstunde den Aaronitischen Segen. Der Segen ist ihnen wichtig, sie spüren diesen heiligen Moment. In ihre ängstigende Schattenwelt aus Orientierungslosigkeit und fehlendem Urvertrauen scheint für Sekunden ein heller Strahl. Trotz der Aggressionen, trotz der Traurigkeit, trotz des seelischen Verhungertseins, gibt es etwas, das Kraft schenkt. Segen - das ist Gottes gutmütiger Blick auf uns alle.
24 Der HERR segne dich und behüte dich;
25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Heute am Sonntag Trinitatis feiern wir, dass Gott uns ganz vielfältig begegnet. Er zeigt sich in der Heiligkeit des Anfangs, ist Vater und Mutter des Lebens. Er zeigt sich in Jesus - in der Heiligkeit der Liebe, die heilt und verbindet. Er zeigt sich im Heiligen Geist, als Tröster, als Begeisterung, als Liebeskraft.
Gott ist reine Beziehung. Niemand ist von seiner Gegenwart ausgeschlossen. Gott kann und will nicht für sich sein. Das spüren wir in seinem Segen. Segen - das ist Gottes gutmütiger Blick auf uns alle.
Segen, das bedeutet…
… Gott lässt dein Leben gedeihen
… er lässt deine Ideen erblühen
… er lässt deine Pläne reifen
Segen, das bedeutet…
… Gott umarmt dich in deiner Angst
… er stellt sich vor dich in deiner Not
… er wärmt dich mit einem zärtlichen Blick
Segen, das bedeutet…
… Gott überwindet, was in dir erstarrt ist
… er lässt dich aufatmen, wenn Schuld dich drückt
… er macht dich frei
Segen, das bedeutet…
… Gott sieht dein Leid
… er tröstet und heilt dich
… er schenkt dir Ruhe und Zuversicht.
Bleiben Sie behütet!
Ihre Vikarin Stephanie Müller
Auszug (s.o.) aus: Herman, Inger, Halt’s Maul, jetzt kommt der Segen…“
Kinder auf der Schattenseite des Lebens fragen nach Gott, S. 13.
|