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Abschied von der Lukaskirche

Predigt am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020, Abschied von der Lukaskirche - hier anklicken...

Wenn Sie die Predigt zum Abschied von der Lukaskirche nicht hören konnten oder gerne noch einmal nachlesen möchten, hier ist sie eingestellt.

Liebe Gemeinde,

morgens, am Pfingsttag, da saßen die Jünger*innen im fest verschlossenen Haus und waren verstört. Sie hatten alles verloren. Voller Kummer und Angst waren sie, denn nichts war mehr so wie sie es kannten. Wie sollten sie die Welt noch verstehen?
Jesus hatte für sie Gott auf die Erde geholt – sie hatten erlebt: Gott war nahe, war auf ihrer Seite. Mit seinen Worten und Taten wussten sie, was der Sinn ihres Lebens war.
Dann mussten sie den Tod Jesu mit ansehen. Alles war verloren.
Drei Tage später die große Freude, Jesus lebt! Da waren sie wieder voller Hoffnung. Aber nun war es endgültig vorbei, denn Jesus war wieder fort, bei seinem Vater, hatte er ihnen gesagt, und er würde seinen Geist schicken… Aber was das sein sollte, konnten sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.

Die Jünger*innen verschlossen die Türen fest. Im Haus waren sie sicher, sie als Gemeinschaft, denn es war nicht klar, welche Gefahren ihnen draußen drohten. So viel Auf und Ab, und nun waren sie ganz unten.

Der Abschied der Lukaskirche ist sehr traurig. Sie ist nicht nur eine architektonisch gelungene Kirche, sondern vielen auch eine geistliche Heimat geworden. Unzählige Menschen haben hier Gottesdienste gefeiert. Musik erklang, für alle Altersgruppen, Gott zum Lob und Seelenfutter für die Menschen, die sie machten und die sie hörten.
Wichtige Stationen im Leben wurden hier mit Gottes Segen gefeiert (wir haben davon gehört): die Trauung, Taufe der Kinder, Konfirmation und wieder Trauung… Auch Trauerfeiern, zum Beispiel von unserer langjährigen Küsterin Renate Ploog, fanden hier statt. Mehrere haben gesagt in den letzten Tagen des Abschieds, „mein ganzes Leben ist hier drin“.

Viele wertvolle Erinnerungen haben wir. Viel Dankbarkeit, aber auch Trauer, Bedauern und Wut haben wir in der letzten Woche geteilt.
Wir möchten gern in diesem Haus bleiben wie die Jünger*innen – aber wir können uns nicht der Realität verschließen: Alles ändert sich. Weniger Menschen gehören zu unserer Gemeinschaft. Wir müssen gut haushalten. Wir müssen aufbrechen.

Ein Blick auf die Lukaskirche mit ihrem geschwungenen Dach erinnert mich daran: sie ist in Form eines Zeltes gebaut worden. Von Anfang ist an das ein Zeichen dafür gewesen, dass wir ein wanderndes Gottesvolk sind. Auch wenn wir nicht mehr, wie unsere Erzeltern und das Volk Israel in der Bibel, von einem Weideplatz zur nächsten grünen Aue ziehen – wir Menschen sind Durchreisende auf dem Weg. Wir brechen immer wieder auf – letztendlich zu unserer ewigen Heimstatt.

Steh auf und geh, ruft Gott uns in der Bibel zu, ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Die Zukunft ist denen verheißen, die aufbrechen.

Segen ist uns versprochen.
Zu Pfingsten kam endlich Segen. Pfingsten war sie plötzlich da, diese unglaubliche Energie, eine Gotteskraft für uns Menschen: der Heilige Geist kam über alle im Haus.
Wie ein Sturm rauschte es durch das Haus, in dem die Jünger*innen saßen, und sie wurden ordentlich durchgeschüttelt. Die Türen und Fenster sprangen auf, wie Feuerzungen loderte ihre Begeisterung. Nichts hielt sie mehr drinnen, denn sie sprudelten über vor Freude, und sie wollten diese Freude mit allen teilen: In Jesus haben wir Gottes Nähe erlebt, Jesus ist nicht tot, er lebt. Er ist da! Jetzt, hier, mitten unter uns – Leute, das müsst ihr alle hören.

Zu Pfingsten haben die Jünger*innen ihre Zelte abgebrochen. Sie verließen die Sicherheit des Hauses und ihrer kleinen Gemeinschaft und brachen auf zu neuen Ufern: So geschahen viele Wunder. Der Funke sprang über: auf ganz verschiedene Menschen und Kulturen – die Kirche als Glaubensgemeinschaft in ihrer Vielfalt entstand.

Wir müssen aufbrechen. Die Zeit geht voran. Alles ändert sich, auch unsere Kirche. Heute, zu Pfingsten, feiern wir Abschied, denn wir müssen aus der Lukaskirche aufbrechen. Wir hoffen und bitten um diesen Geist, der uns dies tun lässt mit Trost und Zuversicht.

Die Reise geht weiter. Der Aufbruch hat auch Gutes: denn wir werden von einer hohen finanziellen Verpflichtung entlastet durch den Abschied der Lukaskirche.
So brechen wir unsere Zelte hier ab und ziehen um. Wir sind ein wanderndes Gottesvolk. Gottes Geisteskraft zieht mit. Und wir kennen ja den nächsten Ort: Wir kommen alle unter in der Vicelinkirche.
Gottes Segen geht mit uns.

Der Heilige Geist ist da und macht aus Verzagtheit Zuversicht. Er lockt uns weiter, ist immer da und bringt uns in Bewegung. Mitten unter uns ist er und weht, wo er will und wo wir auch sind.
So war es damals am ersten Pfingsttag, und so ist es auch heute. So segne Gott unsern Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Amen

Susanne Bostelmann

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