Kultursenatorin stellt Buch und Autor vor im Vicelingemeindehaus
14.2.: Parkinson "Zitterpartie" / Autorenlesung mit SPIEGEL-Autor Stefan Berg
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Stefan Berg, SPIEGEL-Redakteur und Buchautor aus Berlin |
Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler stellt das Buch und den Autor in Sasel vor
Zu einer Lesung mit dem Berliner Spiegel-Redakteur und Buch-Autoren Stefan Berg wird am Donnerstag, dem 14. Februar, um 19 Uhr in das Vicelin-Gemeindehaus Hamburg-Sasel (Saseler Markt 8) eingeladen. Bergs Buch „Zitterpartie“ erscheint im Februar 2013 im Suhrkamp Verlag.
Es ist keine gewöhnliche Erzählung, sondern eine Auseinandersetzung des Journalisten mit seiner Krankheit. Eine „Zitterpartie“ ist sein Leben, seit er 2008 an Parkinson erkrankte.
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Berg, 1964 in Ost-Berlin geboren, seit 1996 Redakteur beim SPIEGEL, zieht in dem Buch erstaunliche Parallelen: Zwischen der Auseinandersetzung mit dem Unabänderlichen der DDR und dem Unheilbaren seiner Krankheit. Dabei kämpft er mit Ironie gegen sein Schicksal an. Er mokiert sich über Fachbegriffe der Medizin - und verweigert am Ende "Kommandeur Parkinson" die Gefolgschaft.
In Zitterpartie erzählt Stefan Berg die Geschichte eines Mannes, dessen Leben durch die Krankheit durcheinandergerät, und von einer Frau, die ihm dabei begegnet. Mutig, zart und kämpferisch erzählt er vom neuen Leben mit der Krankheit. Von den schrägen Blicken der anderen, vom Fremdwerden im eigenen Körper und vom ungebrochenen Lebenswillen zweier Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen.
Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler wird das Buch im Vicelin-Gemeindesaal vorstellen und sowohl mit dem Autor wie mit dem Publikum diskutieren. Herzliche Einladung!
Thomas Jeutner
ZUM HINTERGRUND: Nachlese des Abends
Mut und Sprachkraft trotz Parkinson
Stefan Berg, Tobias Langhoff und Kultursenatorin Kisseler zu Gast in der Saseler Vicelin-Gemeinde
Von Frank Berno Timm
Der Saseler Pastor Thomas Jeutner und Spiegel-Journalist Stefan Berg kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei einer Kirchenzeitung. Jetzt ist der Berliner Journalist nach Sasel gekommen, um sein Buch „Zitterpartie“ vorzustellen. Es geht um Parkinson: Berg hat über seine Krankheit eine Erzählung geschrieben. Zunächst erschien sie in der Edition Chrismon, nun auch bei Suhrkamp.
Auf der Bühne nimmt Stefan Berg zusammen mit Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler Platz. Als diese noch Büroleiterin bei Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit war, hatten die beiden schon miteinander zu tun – nun übernimmt es die Senatorin auf so sensible wie präzise Weise, im Gespräch mit Berg in das Thema des Abends einzuführen. Man könne aus den widrigsten Umständen heraus selbstbestimmt leben, sagt Berg. „Dass ich die Krankheit habe, bleibt Kacke“, meint er, es käme darauf an, so zu leben, dass nicht nur Ende, sondern Begin-nen sei. Das kommt nicht flammend oder pathetisch daher – sondern eher nüchtern, fast pragmatisch.
Es sind jedenfalls sehr deutliche, sprachkräftige Sätze. In der gemeinsamen, so professionell wie kurzweiligen Lesung mit Tobias Langhoff wird deutlich, wie sich der Spiegel-Kollege einen Weg mit der Krankheit durch dieses Schreiben erworben hat: die penible, genaue Be-schreibung der Ereignisse rund um Untersuchung und Diagnose, der Vergleich zwischen alten DDR-Erfahrungen von Hilflosigkeit und der neuen, anderen Hilflosigkeit jetzt. (Originell am Rande ist die absurde Reminiszenz an die Volksarmee-Zeit, als Berg eine Rilke-Lesung veranstaltete und der romantische Dichter seinen Vorgesetzten nicht nur unbekannt war, son-dern prompt für einen Staatsfeind gehalten wurde.)
Bewundernswert sind die Genauigkeit der Beobachtung, die Kreativität im Finden passender Worte. Bergs „subkutane Ironie“ (Kisseler) ist bestechend, seine Sicht sehr scharf: Nicht immer, schreibt er, führten freiheitliche Verhältnisse auch zu freiheitlichem Verhalten. Der Chronist setzt sich mit seiner Umgebung auseinander, er muss erkennen, dass er auf eine dop-pelte Art zu leben beginnt: Penibel beobachtet er, ob seine Liebste die Krankheit erkennt, von der er ihr noch nicht berichtet hat, „Liebe im Lauerzwist“ ist das passende Wort.
Wer selbst versucht, eigene Krisen schreibend zu überwinden oder gar Kontakt mit unheilbaren Krankheiten in seiner Umgebung hat, wird Stefan Bergs Buch noch besondere Seiten abgewinnen. Großartiger Besuch im Saseler Gemeindehaus; lang anhaltender Beifall, Ausklang bei Getränken und Gespräch.
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