6. Von den Anfängen des Saseler Gemeindelebens
1933 bis 1945
Die Zuwanderung von Tausenden von Menschen in die neuen Siedlungen im Alstertal und den Walddörfern während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte eine Neuordnung der kirchlichen Arbeit nötig.
Ab 1933 wurde die Bewältigung dieser Aufgabe durch die politische Situation erschwert, denn die Kirche sah sich dem wachsendem Druck der Nationalsozialisten ausgesetzt, so wurde es z. B. schwierig, neue Kirchengebäude zu bauen.
Bis 1934 gab es für die riesige Gemeinde Bergstedt nur einen einzigen Pastor. In diesem Jahr wurde Pastor Hansen Petersen als neuer Seelsorger berufen und erhielt als Dienstsitz Volksdorf, während der offiziell pensionierte Pastor Bachmann die Gemeindearbeit in Bergstedt fortführte. 1933 wurden erstmals drei Saseler Mitglieder in den Bergstedter Kirchenvorstand gewählt. In großen Abständen fanden Gottesdienste durch den Bergstedter Pastor Bachmann in der Saseler Schule statt.
Aber auch diese inoffizielle Zweiteilung der großen Gemeinde löste die Probleme nicht, so dass beschlossen wurde, drei Seelsorgebezirke zu schaffen: Bergstedt, Volksdorf und Sasel. 1935 wurde der Hilfsgeistliche Ernst Georg Andersen als Seelsorger für Sasel bestellt und konnte in ein gemietetes Pastorat einziehen.
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Gottesdienst wurde im Sitzungssaal des Saseler Rathauses gefeiert, einem kahlen, nüchternen Raum, in dem es nicht einmal ein Harmonium gab. Zu dieser Zeit lebten bereits über 6.000 Menschen in Sasel, mehr als 10mal so viele wie am Ende des Ersten Weltkriegs. Deshalb bestand ein großer Bedarf für ein eigenes Kirchengebäude.
Am 4. Juli 1937 war es endlich soweit, und der eigene Kirchsaal mit 150 Plätzen konnte eingeweiht werden. Er befand sich in der Diele eines niedersächsischen Bauernhauses, in dem zuletzt die Gastwirtschaft „Alte Diele“ unter-gebracht war. Wo vorher Nationalsozialisten in ihrer Stammkneipe ihre Lieder gegrölt hatten, erklang nun „Ein feste Burg ist unser Gott". 1939 wurde Hans Broecker in sein Amt als Saseler Pastor eingeführt. Er blieb - unterbrochen durch die Kriegszeit und die russische Gefangenschaft - bis 1949 in Sasel.
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